Porträt des Archivs
Es ist fast 40 Jahre her ...
... seit am 24.10.1984 der Vorstand der Hamburgischen Architektenkammer (HAK) die Gründung des Hamburgischen Architekturarchivs beschloss - eine mutige Rettungsaktion. Vorausgegangen waren etliche vergebliche Bemühungen der TU-Harburg, der Universität, des Denkmalschutzamtes, der Hochschule für bildende Künste (HfbK),des Staatsarchivs und des Arbeitskreises Hamburger Bauhistoriker, in der Hansestadt eine zentrale Einrichtung zu etablieren, die sich mit der Sammlung von Materialien zur Baugeschichte Hamburgs befasst.
Norbert Baues - ehemaliger Leiter des Archivs
Quelle: Hoffmann. Foto: Karl H. Hoffmann
Vorangetrieben worden war die Idee vom damaligen Präsidenten der Architektenkammer, Walter J.M. Bunsmann und von Ullrich Schwarz, dem langjährigen Geschäftsführer der HAK. Zu den Gründungsvätern des Archivs zählten zudem der Kunsthistoriker Volker Plagemann, die Professoren Hermann Hipp, Hartmut Frank und Hans-Dieter Loose, damals Leiter des Staatsarchivs sowie sein Mitarbeiter Dr. Klaus Richter. Eine Schlüsselrolle kam Prof. Christian Farenholtz von der TU Harburg zu, der schon vor der Gründung des Archivs mit der Akquisition von Architektenbeständen begonnen hatte und somit eine Keimzelle des Archivs schuf.
1986 zog das Archiv erstmals in eigene Räume. Sie lagen über einem Supermarkt inmitten einer Wohnsiedlung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA in Hamburg-Billstedt. Zwischen improvisierten Mobiliar begannen Norbert Baues und Ulrich Steinbacher († Ostern 1987) mit dem Aufbau des Archivs. Die Startkosten wurden durch einen "Deal" gedeckt: Niels Gutschow hatte den Nachlass seines Vaters Konstanty Gutschow an das Staatsarchiv Hamburg verkauft. Den Erlös überließ er dem Architekturarchiv mit der Auflage, dass die Unterlagen im Archiv katalogisiert würden.
Im September 1989 zog das Archiv um. Es verfügte nun über Räumlichkeiten, die einem professionellen Archivbetrieb angemessen waren. Angemessen war auch die Architektur des Gebäudes: Beherbergt wurde das Archiv im Kopfbau der ehemaligen Margarine Voss Fabrik an der Ecke Bramfelder Straße / Habichtstraße in Hamburg-Barmbek. Ein wundervolles Baudenkmal des Hamburger Expressionismus in lärmiger Umgebung. Vermieter war die Techniker Krankenkasse (TK), die noch heute ihre Hauptverwaltung auf dem Grundstück hat. Doch 2006 kündigte die TK den Mietvertrag, um die Räumlichkeiten selber zu nutzen.
Die Architektenkammer suchte nach einer neuen Unterkunft für das Archiv und wurde in der Speicherstadt fündig. Der Standort bot sich an, da etwa zur gleichen Zeit ganz in der Nähe die HafenCity Universität gebaut wurde. Neues Domizil des Archivs wurden zwei "Böden" im Speichergebäude Brooktorkai 4 und 5. Im September 2007 fand die feierliche Neueröffnung des Archivs an diesem Ort historischen statt. 2017 wurde das Archiv um einem dritten Raum erweitert, um Platz für die ständig wachsenden Bestände zu schaffen.
Leiterin Sabine Kock
Foto: Studio-Line
Sammlungsprofil
Das Hamburgische Architekturarchiv sammelt Unterlagen Hamburger Architekt*innen und Stadtplaner*innen. Wenn von "Architektur" die Rede ist, denken viele nur an Hochbauarchitektur, an feste, meist oberirdisch sichtbare Gebäude. Wir fassen den Begriff weiter und verstehen darunter: Architektur jeglicher Art, Landschaftsarchitektur, Gartenarchitektur, Innenarchitektur. "Hamburger" bedeutet nicht, dass die Personen in der Hansestadt geboren wurden, sondern nur, dass sie eine zeitlang in Hamburg gewirkt haben. Und es bedeutet auch nicht, dass wir nur Unterlagen zu Hamburger Bauten sammeln. So verfügen wir zum Beispiel über Archivalien zum Olympic Tower in New York, die sich in unserem Nachlass von Cäsar Pinnau befinden. Oder nehmen wir den Nachlass "Neue Heimat": Im Bildarchiv, das wir von dem aufgelösten Gewerkschaftsunternehmen übernommen haben, findet man Projekte aus Brasilien Frankreich, Mexiko, Italien ...
In der Praxis hat es sich ergeben, dass uns nicht nur reale Personen sondern auch juristische Personen, Firmen, Einrichtungen und Ämter interessante Unterlagen zur Verfügung stellen. Besonders umfangreich sind die Bestände der Wohnungsbau-Gesellschaften SAGA und Neue Heimat. Klein und fein ist die Sammlung Bülau-Wettbewerbe der Patriotischen Gesellschaft. Völlig aus dem Rahmen fällt die Bibliothek von Christian Borngräber, eines Berliner Autoren, der sich gleichermaßen der Architektur und dem Design widmete. Die Zahl unserer Bestände liegt inzwischen bei über 200. Eine Liste der Bestände findet man hier.
Blick ins Archiv
Quelle: Hoffmann. Foto: Karl H. Hoffmann
Das Personal
Zum Stammpersonal des Hamburgischen Architekturarchivs gehört seit 1986 Norbert Baues, der lange Zeit Leiter des Archivs war. Im Februar 1990 kam Karl H. Hoffmann dazu. Zwischenzeitlich waren noch weitere Personen im Archiv angestellt oder hatten projektbezogene Aufgaben: Angela Seebeck, Harald Dubau, Martina von Limont, Kevin Kinsella u.a. Seit dem 3.7.2017 ist Nelli Lipin als feste Mitarbeiterin mit an Bord. Nicht vergessen sollte man Hedwig Heggemann, die über 30 Jahren im Archiv arbeitete und Ende 2019 in den Ruhestand gegangen ist. Seit 2014 gehört Paul Dietrich mit zum Team, zunächst als Mitarbeiter am Projekt "Neue Heimat", seit einiger Zeit als fester Bestandteil. Ein wichtiger Termin in der Archivgeschichte war der 15. März 2019. An diesem Tag wurde Sabine Kock zunächst stellvertretende Leiterin des Archivs. Seit dem 1. Juli 2020 ist sie alleinige Leiterin des Archivs. Neuestes Mitglied im Team ist Susanne Geese, sie kam am 15. März 2021 dazu.
Nelli Lipin - Mitarbeiterin
Foto: Alla Sommermeier Foto Art und Design A.S.
Karl H. Hoffmann - Mitarbeiter
Foto: Norbert Baues
Paul Dietrich, Mitarbeiter des Archivs seit 2014
Foto: Julia Steinigeweg
Susanne Geese. Mitarbeiterin seit März 2021
Foto: M. Geese
Auf Schenkungen angewiesen
Die finanziellen Mittel des Archivs sind knapp bemessen. Ankäufe sind deswegen die große Ausnahme. In der Regel werden uns Bestände als Schenkungen überlassen. Das gilt auch für Bücher und Zeitschriften, die uns zu 95 % unentgeltlich überlassen wurden. Wie spendabel die Hamburger*Innen sind, kann man daran ermessen, das unsere Zeitschriften 300 laufende Regalmeter benötigen und die Zahl der Bücher und Broschüren inzwischen die 30.000 überschritten hat.
Karl H. Hoffmann
Stand: 22.3.2021