Siegfried Wolske

Text und Recherche: Sven Jacobs

Die frühen Jahre

Siegfried Wolske wurde am 25.12. 1925 in Berlin-Spandau geboren. Sein schulische Laufbahn wurde durch den Militärdienst 1943 unterbrochen und nach Kriegsende und der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft 1947 mit Erlangen des Abiturs abgeschlossen. Wolske schrieb sich 1948 an der TU Berlin zum Architekturstudium ein und studierte unter anderem bei Bernhard Hans Henry Scharoun. Nach seinem Abschluss 1952 zog Wolske nach Köln und arbeitete in den Büros der Architekten Hans Schuhmacher und Hans Schilling. 1954 nahm Siegfried Wolske eine Stelle in der Planungsabteilung der Neuen Heimat in Hamburg unter Ernst May an. Im selben Jahr gewann Wolske den Wettbewerb für den Neubau des Gebäudes, mit dessen Namen auch seiner verbunden wurde: Die Beethovenhalle in Bonn.

Die Beethovenhalle Bonn

Aus dem 1954 von der Stadt Bonn ausgeschriebenen Architekturwettbewerb zum Neubau einer Mehrzweckhalle, ging Siegfried Wolske als Sieger hervor. Sein Beitrag (109 gültige Wettbewerbsbeiträge) setzt sich mit seiner als "organisch" apostrophierten Architektur gegen die Mitbewerber durch. Wolskes Entwurf, den Ideen vom "Organischen Bauen" Hugo Härings und vor allem Bernhard Hans Henry Scharouns verbunden, weist eine asymmetrische, vielgestaltige Raum- und Funktionsaufteilung auf. Mit dem Verzicht auf Orthogenese entsprach der Wettbewerbsbeitrag Wolske der Vorstellung vom Aussehen eines Repräsentativbaus der Hauptstadt der jungen Bundesrepublik.

1955 wurde S. Wolske vom Stadtrat der Stadt Bonn beauftragt, seinen Entwurf zu realisieren. Er hatte sowohl die Planung, die Bauleitung, als auch die künstlerische Oberleitung inne. 1956 fand die Grundsteinlegung durch den Bundespräsidenten Professor Dr. Theodor Heuss statt, mit den Ausschachtungsarbeiten wurde zügig begonnen. 1958 fand das Richtfest am Hauptbau und Großen Saal statt, am 8. September 1959 wurde die neue Beethovenhalle feierlich im Beisein des scheidenden Bundesprädidenten Heuss sowie des neuen Bundespräsidenten Lübke eingeweiht.

S. Wolske zeichnete sich auch verantwortlich für die Innenausstattung der Halle. Er entwarf die Buntglasfenster im Eingangsbereich, die für eine optimale Akustik sorgende Deckenkonstruktion des großen Saals und unter anderem die Modelle der Bestuhlung.

Die Beethovenhalle steht seit 1990 unter Denkmalschutz. In ihrer 50 jährigen Geschichte war sie neben Konzertsaal und Tagungsort auch Ort der Bundesversamlung in den Jahren von 1974-1989.

Schule und Verwaltung

Siegfried Wolske machte sich 1955 in Hamburg selbständig. Noch während des Baus der Beethovenhalle in Bonn war er für die Realisierung seiner Pläne für ein Schulgebäude in Hamburg-Groß Borstel verantwortlich. Weitere Projekte in Hamburg folgten. Wettbewerbsbeiträge von S. Wolske, für z. B. die Bruckner-Halle in Linz ,1962, fanden sich auf den oberen Plätzen. 1970 gründete S. Wolske zusammen mit dem Architekten P. Erler ein gemeinsames Büro. Ihr Wettbewerbsbeitrag für ein Verwaltungshochhaus der EDEKA-Hamburg, gewann den 2. Preis. Das Büro S. Wolske & P. Erler wurde mit dem Bau nach Ihren Plänen betraut. Das gemeinsame Büro bestand bis 1984.

Biografie

Renovierung und Erweiterung

Ab 1986 trat die Stadt Bonn an S. Wolske heran, um ihn mit Planung und Ausführung verschiedenster Maßnahmen zu betrauen, die die Renovierung und Erweiterung der Beethovenhalle zum Ziel hatten. Zwischen 1981 und 1991 sind rund 5 Millionen Euro in Maßnahmen zur Verbesserung des baulichen und technischen Standards der Halle investiert worden. Bis zur Wiederaufnahme des Betriebs im Herbst 1997 wurden insgesamt 10 Millionen Euro investiert.

Siegfried Wolske war von 1993 bis 1995 auch mit der Planung und Ausführung der Renovierung und Erweiterung der Weser-Ems-Halle in Oldenburg beauftragt. Die baulichen Maßnahmen schlossen Arbeiten an der Fassade, des Innenraums (samt neuer Farbgebung) und der Akustik mit ein und kosteten 12,5 Millionen Euro. Beide Projekte bildeten den Schlußstein für eine Karriere, die mehr als 50 Jahre andauerte. Siegfried Wolske verstarb am 12.12. 2005.

Werkauswahl

Nachtrag

In Bonn soll für rund 75 Millionen Euro in den kommenden Jahren ein neues Beethoven-Festspielhaus errichtet werden. Vier Entwürfe von international renommierten Architektenbüros (Zaha Hadid, Hermann & Valentiny, Arata Isozaki, Richard Meier) stehen zur Endauswahl. Alle sehen den kompletten Abriss der vor 50 Jahren eröffneten Beethovenhalle vor. (Bayerischer Rundfunk-online Stand: 03.02.2009).

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer