Heinz Graaf

Knappe Architektursprache

Von Karl Heinz Hoffmann

Heinz Graaf gehört zu jenen Architekten, die eine Stadt mitprägen, ohne dass dies ins Bewusstsein des - auch fachlich interessierten - Publikums dringt. In den 50er und 60er Jahren entwarf Heinz Graaf eine Vielzahl von Wohngebäuden und Siedlungen, die meisten stehen im Hamburger Westen, in Rissen, Iserbrook oder Nienstedten. Zeitweilig war Heinz Graaf so etwas wie ein Hausarchitekt des Bauvereins der Elbgemeinden, einer Baugenossenschaft, die zu den größten in Hamburg zählt.

Besonders bemerkenswert ist die Siedlung Mechelnbusch in Hamburg-Rissen, die in der Nachkriegszeit errichtet wurde. Zusammen mit Max Corleis entwickelte Graaf hier einen Haustyp mit versetzten Geschossen. Eigentlich handelt es sich um einen Vierspänner, doch das in der Mitte liegende Treppenhaus teilt das Gebäude in zwei Hälften, von denen eine ein halbes Geschoss höher liegt. So gibt es an jedem Podest der zweiläufigen Treppe jeweils nur zwei Wohnungstüren. Die Wohnanlage steht inzwischen unter Denkmalschutz.

Erfolgreiche Schüler

Zu den bekannteren Bauten Heinz Graafs gehört der Busbahnhof Wandsbek Markt mit seinen expressiv geschwungenen Dächern und das Verwaltungsgebäude des Deutschen Rings an der Ludwig-Erhard-Straße (mit Joachim Matthaei), das allerdings mittlerweile von BPHL mit einer neuen Glashaut versehen wurde. Ein schönes Beispiel für die Leichtigkeit der Moderne gelang ihm mit dem Kleinen Teehaus für die IGA 63. Volkwin Marg nennt es einen "unprätensiösen, filigranen Pavillon", der an japanische Vorbilder erinnert.

1968 ging Heinz Graaf eine Partnerschaft mit Peter Schweger ein. In dieser letzten Schaffensperiode entstanden Bauten wie der mittlerweile leider abgerissene Pavillon am Gerhart-Hauptmann-Platz oder das Kaufmannshaus an den Großen Bleichen.

An Graafs Architekturstil wird stets hervorgehoben, dass er "immer knapp" war, "nie gab es etwas Überflüssiges" (Bernhard Winking). Uwe Köhnholdt lobt die handwerkliche Genauigkeit der Bauten und spricht von einer "Ästhetik des Reduzierten". Graaf habe Gebäude entwickelt, die nicht spektakulär, sondern dauerhaft und solide sind". Mirjana Markovic spricht davon, dass ihm alles Auftrumpfende ein Gräuel war. Architekturmoden gegenüber blieb er immun.

Bekannter als Graaf selber wurden einige seiner Mitarbeiter und Partner: Mirjana Markovic, Peter Schweger, Konstantin Kleffel und Uwe Köhnholdt. Nach Meinung von Volkwin Marg hatte Heinz Graaf "eine besondere Begabung im Heranziehen junger Talente. Er konnte Qualität erkennen und förderte sie". Dabei war ihm Konkurrenzdenken offenbar fremd. Zeitgenossen sprechen immer wieder davon, dass Heinz Graaf ein integerer und integrierender Mensch mit herzlicher Ausstrahlung war.

Quelle der Zitate: unveröffentlichte Manuskripte von Jan Esche im Bestand Graaf

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