Friedhelm Grundmann

Volumina im Sonnenlicht

Von Katharina Kulke

Das Werk von Friedhelm Grundmann ist durch zwei sehr gegensätzliche Aufgabenbereiche gekennzeichnet: Seit mehr als vierzig Jahren prägt er das Erscheinungsbild der Stationen der Hamburger Hochbahn nachhaltig mit. Zum einen durch zahlreiche Restaurierungen wie etwa an der Mundsburg oder Umbauten wie etwa Dehnhaide, zum anderen durch Neubauten wie der Haltestelle Lübecker Straße. Mit letzterer Station gelang es dem Büro Sandtmann und Grundmann mittels einer Stahlbetonkuppel eine auffällige Eingangssituation zu schaffen, die die U-Bahnstation aus der unsichtbaren Tiefe ins Straßenbild holt und der Umgebung einen markanten Orientierungspunkt gibt

Das Gegenstück zu diesen profanen Bauaufgaben sind eine Vielzahl von Kirchen, die Grundmann in Hamburg und Schleswig-Holstein baute, sowie zahlreiche Restaurierungen historischer Kirchenbauten. Für die Gestaltung der Innenräume zog er häufig den Künstler Hans Kock hinzu. Er beschäftigte sich darüber hinaus auch theoretisch in zahlreichen Schriften mit dem Kirchenbau und ist Mitglied im Arbeitsausschuss für den Evangelischen Kirchentag. Innerhalb seines sakralen Werkes nennt Grundmann selbst die Simeonkirche als seinen wichtigsten Bau. Diese 1965 in Hamburg-Hamm gebaute Kirche untertitelt Paulhans Peters treffend mit dem ursprünglich auf Gebäude von Le Corbusier bezogenen Zitat: "Volumina im Sonnenlicht".

Mit Corbusier wird auf die Vorbilder und Herkunft von Grundmanns Architektur hingewiesen, die sich in Bauwerken wie der Simeonkirche überdeutlich zeigen. Grundmann ist nachhaltig von der Klassischen Moderne geprägt. Er selbst bezeichnet eine Reise zum Kloster La Tourette in Südfrankreich als ein entscheidendes Erlebnis und den Ausgangspunkt für seine Simeonkirche. Daneben nennt Grundmann u.a. Gerrit Rietveld oder Arne Jacobsen als für ihn prägend. Als seine "Hamburger Ahnen" betitelt er neben Fritz Schumacher und Karl Schneider auch Werner Kallmorgen, in dessen Architekturbüro er von 1951-56 arbeitete.

Prägend für sein Schaffen mag jedoch schon das Umfeld seiner Kindheit und Jugend gewesen sein. 1932 zog die Familie nach Breslau, wo der Vater als Kunsthistoriker und Denkmalpfleger arbeitete. Zeitweise wohnten sie dort neben einem von Scharoun entworfenen Haus. Mit seinen zahlreichen denkmalpflegerischen Arbeiten und seiner Mitgliedschaft im Denkmalrat der Freien und Hansestadt Hamburg setzt Friedhelm Grundmann somit eine familiäre Tradition fort. Aus der Breslauer Zeit ist - nach eigener Aussage - die damalige Werkbundausstellung sicherlich nicht ohne Einfluss gewesen. Die Treue zur Klassischen Moderne manifestiert sich auch deutlich in Grundmanns eigenem Wohnhaus. Einem kubischen, weißgeschlämmten Baukörper, hinter dem sich eine Kombination aus Wohnhaus und Atelier mit wohldurchdachten Grundrissen verbirgt.

Biografie

Werkauswahl

Quellen:
Lebenslauf vom 1.10.1974, Hamburgisches Architekturarchiv, Bestandsmappe Grundmann
Lebenslauf 1992, Hamburgisches Architekturarchiv, Bestandsmappe Grundmann
Der Architekt Friedhelm Grundmann: Kirchenbauten und andere Projekte seit 1956. Ausstellung des Kirchlichen Kunstdienstes 25. April bis 20. Juni 1997, Hamburgisches Architekturarchiv, Bestandsmappe Grundmann
Auszug aus: Interview Ruth Asseyer mit Friedhelm Grundmann, 22.1.2015, Hamburgisches Architekturarchiv, Bestandsmappe Grundmann

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer