Ostermeyer & Suhr

Von Karl H. Hoffmann

Friedrich Richard Ostermeyer, der 1963 in Hamburg starb, konnte auf eine sehr erfolgreiche Karriere als Architekt zurückblicken. In der 1910er Jahren begann sie mit dem Bau einzelner Wohnhäuser im Hamburger Westen. Während der 1920er wurde Ostermeyer zu einem viel beschäftigten Architekten.
Wegen der stetig wachsendenden Bevölkerung im Ballungsraum Hamburg wurde der Bau vieler neuer Wohnungen zu einer vordringlichen gesellschaftlichen Aufgaben. Als Bauträger wurden genossenschaftliche, städtische oder gewerkschaftliche Unternehmen immer wichtiger. In ihnen fand Ostermeyer dankbare Auftraggeber. Es entstanden etliche Wohnblöcke nach seinen Entwürfen in Altona-Nord (Ophagen, Kieler Straße), Barmbek-Süd (Kraepelinweg), Barmbek-Nord (Dennerstraße) und anderen Orten.

Überregional bekannt wurde Ostermeyer, der meistens als "Friedrich R." firmierte, durch den Bau der Wohnhöfe "Friedrich-Ebert-Hof" in Bahrenfeld und "Otto-Stolten-Hof" in der Jarrestadt (Hamburg-Winterhude). Diese beiden Wohnblöcke bilden einen Extrempunkt in der stilistischen Entwicklung Ostermeyers. Beginnend mit traditionellen und heimatverbundenen Stilen in den 10er Jahren, wird Ostermeyer vorübergehend zu einem Anhänger der expressionistischen Gestaltung. Zu bewundern beispielsweise an den mächtigen Zacken der Gesimsbänder der Backsteinbauten Ophagen. Mit dem Fortschreiten der 20er Jahre nähert sich Ostermeyer, seit 1926 in Zusammenarbeit mit Paul Suhr, immer mehr dem "Neuen Bauen" an, in diesem Stil ist auch der Friedrich-Ebert-Hof gehalten.

Während der Diktatur der NSDAP wird das Neue Bauen offiziell als ein Teil der geächteten "entarteten Kunst" betrachtet. Suhr und Ostermeyer orientieren sich stilistisch wieder um. Es folgen einige Landhäuser, der Umbau des Café Hirte in Ottensen und u.a. ein Wohnblock an der Bleickenallee, der zwar mit einem Steildach versehen ist, aber immer noch moderat modern wirkt.
1939 geht Ostermeyer freiwillig zur Wehrmacht. Der Einsatz endet 1943, als Ostermeyer ein Auge verliert. Er will zurück in den Wehrdienst. Das wird ihm aber verwehrt. Stattdessen wird er zum Oberst der Reserve ernannt und leitet eine Ausbildungsstätte der Wehrmacht in Hamburg.

Nach 1945 ist Ostermeyer führend an der Stadtplanung Hamburgs beteiligt (Generalbebauungsplan 1947). Die Auftragsbücher des Architekturbüros Ostermeyer & Suhr werden zunächst vor allem durch Wiederaufbauarbeiten gefüllt. Aus diesen Aufgaben ragt der Wiederaufbau des Gebäudes der Patriotischen Gesellschaft an der Trostbrücke hervor. Ab den 50er Jahren werden Neubauten wieder zum alltäglichen Geschäft des Büros. Als ein neuer Schwerpunkt bildet sich der Bau von Kirchen heraus. Ostermeyer & Suhr entwerfen die Melanchton-Kirche in Bahrenfeld (1952), Broder-Hindrtick-Kirche in Langenhorn (1953-59), Pauluskirche in Hamm (1954-59), Timotheuskirche in Horn (1956-1963) und die Epiphanienkirche in Winterhude (1961/62). Ein anderer bemerkenswerter Neubau aus dieser Zeit ist das elegante, konservativ-gediegene Christopherushaus in Groß-Flottbek (1952).

Nach dem Tod von Ostermeyer (1963) führt Paul Suhr das Büro noch 20 Jahre alleine weiter. In dieser Zeit entstehen u.a. das Kindertagesheim der Christusgemeinde in Eimsbüttel (1966-68), die Sonderschule Böttcherkamp (1971/72) und die Erweiterung des Gymnasiums Willhöden in Blankenese (1974/75).

Biografie Friedrich Richard Ostermeyer

Biografie Paul Suhr

Quellen

Bartels, Olaf. Altonaer Architekten. Eine Stadtbaugeschichte in Biographien. Hamburg: Junius Verlag, 1997.
Paul Th. Hoffmann: Neues Altona 1919 - 1929. Zehn Jahre Aufbau einer deutschen Großstadt. Band 2. Dargestellt im Auftrage des Magistrats der Stadt Altona. Jena: Eugen Diederichs Verlag, 1929. 745 Seiten
Bauten von Friedrich R. Ostermeyer. In: Schleswig-Holsteinisches Jahrbuch für 1927, S. 84- 88 (Bildteil)
Friedrich R. Ostermeyer: Praktische und schönheitliche Vorteile durch Inanspruchnahme eines bewährten Architekten. In: Schleswig-Holsteinisches Jahrbuch für 1927, S. 61-64
Friedrich R. Ostermeyer: Die Hauptverkehrsstraßen. In: Stadtplanung in Hamburg. Gedanken zum Wiederaufbau. Hamburg: Phönix-Verlag Christen & Co. mbH, 1948, S. 58-65
Siedlungen der 20er Jahre in Hamburg. In: Manfred F. Fischer: Phoenix und Jahresringe. Beiträge zur Baugeschichte und Denkmalpflege in Hamburg. Hamburg: Christians, 1989, S. 123-148
Rolf Spörhase: Vom Hamburg-Altonaer Wohnungsbau. Aus: Moderne Bauformen, Heft 12/1929, S. 489-507.
Mitteilungen der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, 7. Jg., Heft 3/4, Dezember 1963.
Interview Paul Suhr von Norbert Baues.
Niels Gutschow / Werner Durth: Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands 1940 - 1950. 2. Städte. Hrsg.: Heinrich Klotz Braunschweig/ Wiesbaden: Vieweg 1988, S. 669
Der Architekt, Heft 9, 1959, S. 290.
Bau-Rundschau, Nr. 47-48, 27. November 1913, S. 457-465.
Ulrich Bücholdt: Historisches Architektenregister http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/architekten_sua.htm




Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer