Gerhart Becker
Der unbekannte Partner
von Norbert Baues
Gerhart Becker wurde am 7.4.1923 in Ingelfingen / Württemberg geboren.
Nach dem Abitur leistete er den Wehrdienst bei der Kriegsmarine und wurde ausgebildet zum leitenden Ingenieur auf U-Booten.
Nach einem Zimmermannspraktikum studierte er von 1946-1950 Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe bei Egon Eiermann und schloß mit dem Diplomthema "Entwurf einer Kircheï" ab.
Die erste Anstellung als Architekt erhielt Gerhart Becker 1950 bei der Benzin- und Petroleumgesellschaft Hamburg. Zu seinen Aufgaben zählten die Entwicklung von Schwingendächern, Zahlpavillons, Werbe- und Platzleuchten und die bauliche Oberleitung für die Verkaufsabteilung in Süddeutschland.
1953 begann seine langjährige Arbeit als Bürochef im Hamburger Büro von Bernhard Hermkes und ab Oktober 1962 seine Teilhaber- und Partnerschaft, die bis 1969, dem Jahr seines Austritts aus dem Büro Bernhard Hermkes, dauern sollte.
Im Partnerschaftsvertrag vom 1.7.1962 vereinbarten Hermkes und Becker als Name des Büros "Prof. Bernhard Hermkes Dipl.-Ing. Architekt BDA", bei Veröffentlichungen aller im Hamburger Büro bearbeiteten Bauvorhaben war die Nennung "Prof. Bernhard Hermkes Dipl.-Ing. BDA und Dipl.-Ing. Gerhart Becker Architekt BDA" vorgesehen. Gretl Hoffmann erwähnt daher im Reiseführer zur modernen Architektur (Stuttgart 1968) Gerhart Becker und Bernhard Hermkes als Architekten bei den Bauten Großmarkthalle Hamburg 1962, Pflanzen- und Kakteenhaus Hamburg 1963, Kraftwerke der HEW Wedel 1964, Wohnbebauung Hamburg-Lurup 1967, Allianzversicherung Emden 1967. In "Hamburg - Bauen seit 1900", Hans Christians Verlag, Hamburg 1968, verfahren Anke Marg und Volkwin Marg ebenso. Jedoch 1993 in der "vollständig überarbeiteten und erweiterten Neuauflage" "Architektur in Hamburg Seit 1900" von Volkwin Marg und Reiner Schröder wird nur noch Bernhard Hermkes genannt.
Ab 1969 geht Gerhart Becker als freier Mitarbeiter mit projektbezogenen Partnerschaften ins Büro Jost Schramm und Gert Pempelfort und arbeitet dort bis zu seinem Tode im Jahr 1977.
Biografie
Kraftwerk Wedel
Die Turbinenhalle des Kraftwerks Wedel, Tinsdaler Weg 146 wurde am 17.8.2006 unter Denkmalschutz gestellt. Der Denkmalschutz erstreckt sich auf die gesamte Halle von 15 Joch mit Arbeitsebene und Deckenkran sowie die vier Trafokammern und die vier Portalmasten westlich der Halle.
Auszug aus der Begründung:
“..Die Maschinenhalle des 1957/58 von den Architekten Bernhard Hermkes und Gerhart Becker an historischem Kraftwerks Standort geplanten und 1961 bis 1965 gebauten Kohlekraftwerks ist zentraler Bestandteil der bis 1987 ausschließlich für die Stromgewinnung (614 Megawatt) und seither als Heizkraftwerk für die Versorgung Hamburgs genutzten Anlage. Die Konstruktion der Sichtbetonhalle von 15 Joch, die einen 44 m breiten Maschinenflur stützenfrei überspannt, besteht aus einhüftigen L-förmigen Faltwerk-Halbrahmen, die auf einer östlichen Pendelwand aufliegen, die im Rhythmus der Faltung mit Aussteifungsrippen versehen ist. Die L-förmige Ausführung der Träger führt durch ihre Ausrichtung nach Norden mit durchlaufenden Lichtbändern an Westwand und Decke zu einer sonnenfreien Belichtung und einer beeindruckenden Innenraum-Atmosphäre. Von der für die verschiedenen Maschineninstallationen durchbrochenen Arbeitsebene besteht über ein Fensterband zusätzlich eine Blickverbindung zur Elbe (Süden). Dem in seiner Entwurfsidee, Ausdehnung und Detailqualität für Schleswig-Holstein einmaligen Sichtbetonbau kommt eine besondere künstlerische und städtebauliche Bedeutung zu.” (Dr. Michael Paarmann)