Fritz Trautwein

Von Karl H. Hoffmann

Grindelhochhäuser

Als selbständig entwerfender Architekt trat Fritz Trautwein erst nach dem 2. Weltkrieg in Erscheinung. Zuvor war er als Mitabeiter und Bauleiter tätig. 1945 wurde Trautwein 34 Jahre alt. Ein Jahr später gehört er zum Team jener Architekten, die den Bau der Grindelhochhäuser durchführten. Diese Hochhaussiedlung im Stadtteil Harvestehude bescherte Hamburg einen Schock der Moderne und sie war zugleich die erste Hochhaus-Wohnanlage in Deutschland überhaupt. Ganz neu war die Moderne in Hamburg natürlich nicht, doch wurde hier vieles unterm roten Backsteinkleid verborgen.
Die Grindelhochhäuser waren ursprünglich als Quartier der englischen Besatzungsmacht geplant und liefen unter dem Namen "Hamburg Project". Als mit der Bildung der britisch-amerikanischen Bizone Pläne hinfällig wurden; Hamburg zur Hauptstadt der britischen Zone zu machen, wurden die Planungen verändert. Aus den Häusern für die Armee wurden Wohnhäuser der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SAGA.

Ein moderner Architekt

Ein Gebäude Trautweins überragt im wörtlichen Sinne alle anderen: Der Hamburger Fernsehturm, der offiziell den Namen Heinrich-Hertz-Turm trägt. Für viele Architekturkritiker herausragend ist hingegen ein anderes Gebäude, nämlich das Gebäude des Rowohlt-Verlages in Reinbek aus dem Jahre 1959. Es ist im "internationalen Stil" eines Mies van der Rohe oder eines Egon Eiermanns, dessen Mitarbeiter Trautwein eine zeitlang war, gehalten. Ralf Lange begeistert sich an der "klaren Wirkung der großflächigen Vorhangfassaden" und zählt das Gebäude zu den "hervorragenden Beispielen der Nachkriegsmoderne im Hamburger Raum". (Eine Stadt braucht Luft)

U-Bahn-Bauten

Eine besondere Rolle im Werk Trautweins spielen Bauten für die Hamburger Hochbahn. Die U-Bahn-Haltestelle Landungsbrücke ist für Hermann Hipp eine der besten Hochbahnbauten der Nachkriegszeit.
Bemerkenswert ist auch die Haltestelle Jungfernstieg. Die heitere Gestaltung in Formen und Farben, die an Pop Art erinnern, ist in dieser Qualität einmalig in Hamburg.

Raumfahrt

In späten Jahren verfasste Trautwein ein Buch, das den Titel "Späte Entwürfe" trägt. Entwürfe für Bauten sucht man darin vergebens. Auch ist kaum von Architektur die Rede, So berichtet Trautwein zwar über ein CIAM-Treffen, aber ohne ein Wort über Architektur zu verlieren. Hauptthemen des nie veröffentlichten Buches sind Politik und - in erster Linie - die Raumfahrt! Trautwein verfolgte offenbar jahrzehntelang mit großen Interesse die erste Schritte der Menscheit in den Weltraum. Vielleicht spielt dabei eine Rolle, dass sein Vater Eduard Trautwein Physiker war.

Biografie

Werkauswahl

Quellen

Who's Who in Germany,. 5. Ausgabe. Ottobrunn: Who's Who-Book & Publishing, 1974, S. 1735
Ralf Lange:.Hamburg - Wiederaufbau und Neuplanung. 1943- 1963. Reihe: Die blauen Bücher. Königstein: Langewiesche, 1994
Ralf Lange: Architekturführer Hamburg. Stuttgart: Edition Axel Menges, 1995
Hermann Hipp: Freie und Hansestadt Hamburg. Köln: DuMont, 1989
Hedwig Heggemann / Norbert Baues. Eine Stadt braucht Luft. Bauen in Hamburg 1945 - 65. Hamburg: Selbstverlag, 1995
Axel Schildt: Die Grindelhochhäuser. Hamburg: Christians, 1988
Hans Harms / Dirk Schubert: Wohnen in Hamburg. Hamburg: Christians 1989
Bauen im Nationalsozialismus. Bayern 1933 - 1945. Ausstellung des Architekturmuseums der Technischen Universität München und des Münchner Stadtmuseums. Hrsg.: Nerdinger, Winfried. München: Klinkhardt & Biermann, 1993, S. 453

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer