Günther Schulze

Von Karl H. Hoffmann

Der Landschafts- und Gartenarchitekt Günther Schulze durchlebte eine sehr bewegte Kindheit. Er wurde 1927 auf Sumatra geboren. Sein Vater war Leiter einer Plantage, auf der Kautschuk, Ölpalmen, Kaffee und Tee angebaut wurden. Zunächst besucht er ein deutschsprachiges Internat auf Sumatra. Seine Eltern legen aber Wert auf eine europäische Erziehung und deutsche Schulausbildung, deshalb kommt er im Alter von 10 Jahren nach Hamburg. Seine Eltern kehren 1938 wieder nach Sumatra zurück, Günther Schulze wird mit seiner zwei Jahre älteren Schwester bei Verwandten untergebracht.

Schulze besucht Schulen in Altona, macht im Herbst 1944 das Abitur. Inzwischen tobt der 2. Weltkrieg. Er trennt Günther Schulze von seinen Eltern, die er erst 1947 wieder sieht. Und er führt dazu, dass Günther Schulze das letzte Schuljahr vor allem als Luftwaffenhelfer verbringt. nach dem Schulabschluss wird er zur Wehrmacht eingezogen. Zum Kriegsende flieht er durch Brandenburg und Mecklenburg Richtung Westen. Er gerät in Kriegsgefangenschaft und verbringt sechs Wochen in Munsterlager (Lüneburger Heide), dem größten Entlassungslager für kriegsgefangene Soldaten der Wehrmacht. Er wird zur Erntehilfe in Westfalen entlassen. Im August 1945 kehrt er nach Hamburg zurück.

Zeilstrebig verfolgt er seine weitere Ausbildung, er macht eine Lehre zum Gärtnergehilfen bei der renommierten Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren und studiert danach in Freising-Weihenstephan Gartenbautechnik. 1950 ist er selbständiger Gartenarchitekt mit Büro in Hamburg-Nienstedten.

Schnell wird Günther Schulze zu einem der meistbeschäftigsten Landschaftsarchitekten in Hamburg. Er beteiligt sich an vielen Wettbewerben, gewinnt 1. Preise für die Gestaltung des Platzes der Repuplik in Altona (1957), die IGA 1963, die City Nord (1961) und Grünplanung Berlin-Tiergarten (1961). Zusammen mit Heinz Graaf [mehr] erhält er 1. Preise für die Gestaltung des Busbahnhofes Wandsbek (1957) und für die Großsiedlung Kappeln-Kopperby (1960). Auftraggeber werden Wohnungsbauunternehmen wie die GAGFAH, Kaifu-Nordland oder Fluwog, Krankenhäuser (Amalie-Sieveking in Hamburg, St. Josef Wiesbaden, Diakonie Rotenburg/Wümme), Firmen wie die Hamburg-Mannheimner, Edeka, BP, Esso, Texaco, ebenso wie Privatleute oder Kommunen.

Leseprobe: Haus und Garten an der Elbe

"Bei den Bodenbewegungen ergab sich noch eine zusätzliche, reizvolle Lösung. Denn unmittelbar am Steilufer stand in der Südostecke des Grundstücks eine schöne Eichengruppe. Diese Bäume sollten selbstverständlich erhalten werden. Also wurde rings um diese Bäume keine Erde abgetragen, und so entstand in sanfter Modellierung noch eine Querneigung des Geländes. Damit war das Wesentliche der Gesamtplanung erreicht. Eine weite, sanft bewegte und weder durch irgendwelche Bauten noch durch Wege unterbrochene Fläche breitete sich zwischen Haus und Elbufer aus. Selbst ein Schwimmbecken wurde so gebaut, daß es überhaupt nicht auffällt. Alle diese Elemente hätten vor der niederdeutschen Weite der Elblandschaft kleinlich und störend gewirkt. Nur zwei mehrstämmige Birken beherrschen die ruhige Rasenfläche und steigern den Maßstab der Landschaft. Die Randzonen zum östlichen und westlichen Nachbarn sind einfach gehalten. Schade, daß es in diesem Falle überhaupt Randzonen geben mußte. Wenn aber auch die Menschen auf Zäune verzichten können, für die lieben Hunde werden sie stets gebraucht. Und da ein Zaun in einer derartigen Landschaft nicht sonderlich schön ist, wurde er von Pflanzen umgeben. Im unteren Abschnitt der Westgrenze, also dem Elbufer zu, soll der Zaun allerdings bald wieder vollständig entfernt werden. Er wurde nur provisorisch gebaut und soll solange stehen bleiben, bis eine bestimmte Rosenart herangewachsen ist, nämlich Rosa nitida.
Diese auch als „Glanzrose" bekannte Wildrosenart bleibt recht niedrig, nur etwa einen halben Meter wird sie hoch, doch wächst sie sehr dicht, und mit ihren rotborstigen Zweigen kann sie für Hunde durchaus zu einem Hindernis werden."

Aus: Günther Schulze: Haus und Garten an der Elbe. In: Pflanze und Garten, 13. Jahrgang, Heft 1, Januar 1963, S. 4-8

Biografie

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer