Paul Seitz
Von Karl H. Hoffmann
Bildungsbauten
Wer in Hamburg zur Schule gegangen ist oder in Hamburg studiert hat, wird wahrscheinlich schon Erfahrungen mit der Architektur von Paul Seitz gemacht haben. Der Uni-Campus, Philturm, Pädagogisches Institut: Alles Entwürfe von Paul Seitz (das Audimax ist allerdings von Hermkes). Noch gewichtiger war der Anteil Seitz' am Schulbau der 50er und 60er Jahre in Hamburg.
Überall im Stadtgebiet kann man seine Schulen sehen, z.B. in der Mendelssohnstraße in Bahrenfeld, bei der Katharinenkirche in der Altstadt, am Aßmannkanal in Wilhelmsburg etc. Stilistisch fangen die ersten seitz'schen Schulbauten der 50er Jahre etwa dort an, wo Schumacher in den frühen 30er Jahren aufgehört hatte.
Wie andere Zeitgenossen verwendet Seitz zunächst Klinker als Fassadenverkleidung und durchbricht sie durch Sichtbarlassen der Stahlbetonkonstruktion. Fast noch bekannter sind Seitz' Turnhallen, die er wie einige Schultypen bis zur Serienreife entwickelte. Ihre Konstruktion leuchtet auch heute noch unmittelbar ein, wirkt wie selbstverständlich.
Typen
Typisierung und Rationalisierung sind wichtige Stichworte bei der Betrachtung des Lebenswerkes von Paul Seitz. Bereits in Leverkusen, wo er von 1949 bis 1952 als Stadtbaurat tätig war, lässt Seitz Gebäude in Teilmontagebau errichten. In Hamburg gelangen seine Bestrebungen zur Reife. Er entwirft verschiedene Schultypen: Pavillonschulen, Kreuzschulen, Wabenschulen. Und sie werden tatsächlich massenhaft gebaut. So wurden allein vom Wabentyp von 1962 bis 1965 erstaunliche 294 Klasseneinheiten montiert.
Erster Baudirektor
Zehn Jahre, von 1953 bis 1963, war Paul Seitz Erster Baudirektor in Hamburg und zuständig für den öffentlichen Hochbau der Hansestadt. Nach Hamburg geholt hatte ihn der Oberbaudirektor der Hansestadt, Werner Hebebrand. Die Wahl war sicherlich kein Zufall, beide hatten sich als Vertreter der Nachkriegsmoderne exponiert. In seiner Amtszeit als Erster Baudirektor entwarf Seitz neben Schulen und Bauten für die Universität u.a. das Bezirksamt Nord, das Hamburg-Haus Eimsbüttel, Amerika-Haus (2004 abgerissen), Max-Planck-Institut am Mittelweg sowie verschiedene Gebäude für das Universitätskrankenhaus in Eppendorf. Eines der bekanntesten Gebäude Seitz' wurde inzwischen abgerissen: Das Kunsthaus musste der Galerie der Gegenwart von Ungers weichen. Am Kunsthaus wurde besonders das Bestreben deutlich, die Fassaden als frei zu gestaltende, abstrakte Flächen zu behandeln.
Biografie
Neue Aufgaben
Nach einem Jahrzehnt als Erster Baudirektor wechselte Paul Seitz nach Berlin und wurde Professor an der Hochschule für bildende Kunst. Kurz zuvor war Hamburgs Oberbaudirektor, Werner Hebebrand, in den Ruhestand gegangen. Damit endete in Hamburg ein Kapitel Städtebaugeschichte.
1965 wurde Paul Seitz von der Neuen Heimat engagiert. Die neugegründete Neue Heimat Kommunal suchte einen Geschäftsführer, der Fachmann für öffentliche Bauten war - Paul Seitz brachte ideale Voraussetzungen mit. Ende der 60er Jahre wurde Seitz Vorstandsmitglied der Neuen Heimat, 1974 verließ er das Gewerkschaftsnehmen.
In seinen beiden letzten Lebensjahrzehnten konzentrierte Paul Seitz seine Schaffenskraft auf die Bildhauerei. Er schuf eine Reihe von Plastiken - nach eigenem Verständnis als Amateur und ganz privat. 1981 schloss sich ein Kreis. Zum letzten Mal entwarf Seitz für die Neue Heimat: Einen Dachgarten für das neue Verwaltungsgebäude in der Hamburger Innenstadt (Raboisen / Rosenstraße). In diesen Garten wurde eine von Seitz geschaffene Plastik aufgestellt.