Gottfried Schramm
Von Maryam Noorian
Gottfried Schramm wurde am 17.4.1894 in Hamburg geboren. Schramms Vater war ein reichsdeutscher Überseekaufmann. Seine Mutter wurde in England als Tochter einer deutschstämmigen, in London ansässigen, Familie geboren. Gottfried Schramm studierte 1912 bis 1914 Architektur an der TH Berlin (Charlottenburg). Von 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 setzte er sein Studium an der TH Dresden fort. Er absolvierte 1921 seine Diplom-Hauptprüfung. Im gleichen Jahr heiratete er in Monterrey (Mexiko) Elsita Moebius, Tochter einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters.
Ebenfalls 1921 trat er in das Büro von Erich Elingius ein und arbeitete als selbständiger Architekt. Die Partnerschaft mit Erich Elingius erfolgte 1924. Von da an hieß die Architektengemeinschaft Ericvh Eligius und Gottfried Schramm, mit der Kurzbezeichnung Elin gius + Schramm. Arbeitsgebiete waren vor allem Einfamilienhäuser (Villen, Landhäuser), Kontorhäuser und öffentlich geförderter Wohnungsbau. 1939 wurde Schramm mit Gutachten und Teilentwürfen zu den Planungen zur Neugestaltung Hamburgs von Konstanty Gutschow beauftragt (u.a. Entwurf für eine Fahrgastanlage am Nordufer der Elbe, das Projekt wurde 1943 eingestellt). Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sein Werk mit Verwaltungsgebäuden, Einfamilienhäusern und Geschoßwohnungsbauten fort.
1948, nach dem Tod von Erich Elingius, hat Gottfried Schramm die Arbeitsgemeinschaft mit dessen Sohn Jürgen Elingius fortgesetzt. Jürgen Elingius stieß schon 1939 kurz vor Kriegsausbruch pro forma als Juniorpartner zum Büro. Die neue Partnerschaft Gottfried Schramm und Jürgen Elingius trug die Kurzbezeichnung Schramm + Elingius.
1953 traten Gottfried Schramms Neffe Jost Schramm und ein Studienfreund von Jürgen Elingius - Harald Peters - in das Büro ein. Ab 1956 war Jost Schramm als Partner im Büro tätig, welches weiter unter dem Namen Schramm + Elingius arbeitete.1965 zog sich Gottfried Schramm zurück. Dadurch erfolgte die Auflösung der Partnerschaft Schramm + Elingius. Aus dem Büro wurde die neue Partnerschaft Schramm + Pempelfort mit Jost Schramm und Gerd Pempelfort.
Gottfried Schramm starb am 27.12.1982 in Hamburg
Baugeschichte des Europa-Hauses
Gottfried Schramm als Bauhistoriker
"Vor dem Brand des Jahres 1842 war der jetzt vom Europa-Haus in Anspruch genommene Platz Teil der Binnenalster. Im November 1846 wurde an dem durch Brandschutzmassen angeschütteten Alsterdamm das Hotel L`Europe eröffnet für dessen wohlgelungene Grundrissgestaltung die Wirte Hartmann & Brettschneider verantwortlich zeichneten, während die Fassadengestaltung von Architekt Brook ausgeführt war. 1909/10 bzw. 1911 und 1913 wurde durch Architekt Georg Radel im Auftrag von H. Mutzenbecher jr. in mehreren Abschnitten das Europa-Haus als modernes Kontorhaus erstellt.
Im Juni 1943 wurde ein grosser Teil des Hauses bis zum 2. Stock herunter durch Brandbomben zerstört. Die Architekten Schramm und Elingius wurden sofort mit der Durchführung der nötigen Schutzmassnahmen beauftragt. Ein Notdach aus Trümmerschutt wurde auf der Decke des 4. Obergeschosses aufgebracht, um die unteren Stockwerke vor weiteren Witterungsschäden zu schützen.
1944 erhielt das Gebäude 3 Sprengbombentreffer, von denen einer als Langzeitzünder in der Nähe des Paternosters im 3. Stock liegen blieb. Der Hermannstrassen-Flügel und der mittlere Hofflügel wurden schwer getroffen und wesentliche Teile zerstört, jedoch wurden die erforderlichen Sicherungs- und Schutzmassnahmen unter Leitung von Elingius & Schramm weitergeführt.
1946 wurden innere Instandsetzungsarbeiten im Rahmen der ehemaligen Materialzuteilungen in die Wege geleitet.
1947 waren die Räume wieder hergestellt und zusätzlich Deckenerneuerungen im linken Hofflügel vorgenommen.
1948 wurde entschlossen, das Gebäude wieder herzustellen.
1949 wurden die Wiederherstellungsarbeiten in Angriff genommen. Nach den Plänen der Architekten Gottfried Schramm und Jürgen Elingius wurde eine Modernisierung der Front am Ballindamm durchgeführt durch Aufbau eines Staffelgeschosses. Mitte Oktober 1949 waren die Wiederaufbauarbeiten soweit abgeschlossen, dass die neugeschaffenen Kontorflächen bezugsfertig waren. Da die Fester aus der Vorkriegszeit nicht mehr gangbar waren, wurden auf Vorschlag von Architekt Schramm Doppelfenster in einfacherer Konstruktion eingebaut.
1950 wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt und eine Erneuerung des Hauseinganges am Ballindamm vorgenommen."
Quelle: Bestand Schramm S 154
Anmerkung: Das Europa-Haus wurde zusammen mit einigen weiteren Gebäuden ab 2003 abgerissen, um Platz zu machen für ein neues Einkaufszentrum namens "Europa-Passage". Die Eröffnung der neuen Einkaufspassage ist für Oktober 2006 vorgesehen.
Das Verwaltungsgebäude der Hamburg-Amerika-Linie
Ein Artikel aus DLW-Nachrichten Nr. 13, März 1930, S. 25-27
Das Verwaltungsgebäude Hapag zählt zu den imposantesten Kontorhäusern der Hansestadt Hamburg. Der am Alsterdamm gelegene Bau beherrscht mit seiner weit ausladenden Front das ganze Becken der Binnenalster. Hinter dem Haupteingang, nur durch einige Stufen von ihm getrennt, liegt die eigentliche Eingangshalle, an deren Stirnseite ein von zwei Marmorpfeilern getragener Fries in schlichter Antiqua den Hapagspruch "Mein Feld ist die Welt" kündet...
Alles in allem sind die von den Architekten Elingius und Schramm entworfenen Repräsentationsräume eine schöne Leistung moderner Innenbaukunst. Nirgends sieht man mehr den überladenen Prunk vergangener Jahrzehnte, nirgends auch das gegenseitige Extrem, die Überzüchtung der bloßen Linie. Die Räume wirken ausnahmslos gediegen und vornehm, ohne dabei Freundlichkeit und Wärme vermissen zu lassen.
Quelle : Bestand Schramm S 256
Einige Werke
- Kühlhaus an der Elbe (1924)
- Großwohnhäuser in Winterhude (1924)
- Großwohnhäuser am Sportplatz in Hamburg-Hamm (1925)
- Großwohnhäuser in Hamburg-Hamm (1927)
- Umbau Verwaltungsgebäude der HAPAG (1928)
- Bürohaus auf Steinwärder (Sociedad Vinicola) (1928)
- Großwohnhäuser in Hamburg-Veddel (1929)
- Großwohnhäuser in Hamburg-Winterhude (1929)
- Kinderhospital Altona (Infektionshaus) (1929)
- Golfclubhaus Falkenstein (1930)
- Bürohaus und Laboratorium auf Steinwärder (1931)
- Kupferhütte Ertel, Bieber & Co. (1931)
- Verwaltungsgebäude der Hamburg-Mannheimer Versicherung in Hamburg (1935)
- Umbau Hotel Atlantic in Hamburg (1935)
- Sudhaus der Bavaria- und St-Pauli-Brauerei in Hamburg (1936)
- Verwaltungsgebäude (P. Beiersdorf & Co AG) in Hamburg (1936)
- Bürohaus "Alstereck" (Prienhaus) in Hamburg (1936)
- Verwaltungsgebäude "Standardhaus" in Hamburg (1938)
- Verschiedene Großwohnhäuser (1924-1938)
- Arbeiten für das AFN und AKE, Mitarbeiter von Konstanty Gutschow (1939-1945)
- Zweite Lombardsbrücke (1952, Wettbewerb, realisiert wurde der Entwurf von Hermkes)
- Erweiterung der Kaffeebörse (1954)